Adventskonzert 2019
in der Stadtkirche Altensteig
Besinnlichkeit inmitten des Trubels
Altensteig. Am zweiten Weihnachtsmarktabend hing der kalte Nebel über der Altstadt, die Luft war feucht und ein wenig frostig. Trotzdem lärmte und brodelte es in den Gassen, reges Treiben und festliche Stimmung erreichten soeben ihren Höhepunkt. Viele Menschen entschieden sich, auch das Konzert des Altensteiger Kammerorchesters in der Stadtkirche zu besuchen. An diesem Ort der Ruhe und Besinnlichkeit wirkte der Kontrast zwischen „draußen und drinnen“ besonders stark, und die Musik verstärkte das Gefühl der willkommenen Abgeschiedenheit.
Das Konzertprogramm umfasste Werke aus verschiedenen Musikepochen von Barock bis zur Gegenwart. Zwischen den instrumentalen Beiträgen führte Pfarrer Klaus-Peter Lüdtke mehrere Bibelzitate an, die den christlichen Ursprung und Sinn der weihnachtlichen Feierlichkeiten verdeutlichten.
In einer Sonate aus dem frühen 18. Jahrhundert von Pietro Baldassari glänzte die Piccolo-Trompete des Solisten Gregor Mattersberger mit ihrem schönen und klaren Klang, der in schnelleren Sätzen mit den weichen Streichern unter der Leitung von Jutta Hay kontrastierte und im Mittelteil sanft und melodiös wirkte.
Ein spätromantisches, dynamisch fein abgestuftes Flair verbreitete das Orchester in der Romanze C-Dur von Jean Sibelius, wo die kurzen, abgerissenen Motiv-Gedanken in den Ausdruck einer sehnsüchtigen Leidenschaft übergingen.
In dem Concerto für Marimba und Streichorchester des Brasilianers Ney Rosauro meisterten die Dirigentin und ihre ambitionierten Instrumentalisten (Solovioline Renate Harr) ihre Begleitungs-Aufgabe mehr als souverän. Das hoch virtuose Stück, voller ungewöhnlicher Klangeffekte sowie rhythmischer und harmonischer Wendungen füllte der Solist und Profi-Schlagzeuger Anton Khananayev entweder mit motorischer Kontinuität oder mit farbig differenzierten Schlägen und dynamischen Nuancen.
Zu betonen ist hier die beispielhafte Zusammenarbeit zwischen den Solisten, der Dirigentin und den Orchestermusikern.
Seine weitere künstlerische Einfälle verwirkte Khananayev in dem Solostück „Wind Sketch“ aus der Feder der japanischen Komponistin Keiki Abe, wo er neben der Schlegel-Akribie seine frappierende Musikalität unter Beweis stellte.
Die „Weihnachts-Symphonie“ für Streicher von Gaetano Schassi gliederte sich ganz natürlich in das Programm ein, und zusammen mit der Sonate zum Konzertbeginn verband sie wie eine barocke Schließe ganze Jahrhunderte der Musikgeschichte zu einer geschmackvollen Einheit.
Das Altensteiger Publikum honorierte die Superleistungen mit heftigem Applaus und hoffte auf eine Zugabe. Jedoch vergeblich – an diesem Abend erklang keine Musik mehr in der Altensteiger Stadtkirche.
(Artikel von Maria Kosowska-Németh 04.12.2019, Schwabo)