Das Festival startet fulminant mit „Glanz und Gloria“

Altensteig – Den zehnten Musiksommer Altensteig 2022 leitete ein fulminantes Konzert in der Eichwaldhalle ein. Ein schier endloser Zuhörerstrom ließ ahnen, wie sehr die Menschen die Live-Musik vermisst hatten und wie sehr sie auf eine unbeschwerte Abwechslung im Alltag hofften. Diesen Eindruck bestätigte der Altensteiger Bürgermeister Gerhard Feeß: Er wünschte in seiner kurzen Ansprache den Konzertgästen viel Freude an dem Eröffnungskonzert mit Jugendsinfonieorchester und Kammerorchester Altensteig.

Als einen Vorboten des ehrgeizigen Programms „Glanz und Gloria“ schickte das vereinte Großensemble den Marsch „Pomp and circumstance“ von Edward Elgar in die geräumige Halle hin und beeindruckte das Publikum mit rhythmischer Disziplin, opulentem Klangvolumen der Bläser und zartem Streichergesang.

Solistin aus den eigenen Reihen
In dem etwa 80-köpfigen Orchester spielten im völligen Einklang die Altensteiger Musikschüler, Christophorus-Gymnasiasten, Laieninstrumentalisten und Musikpädagogen. Auch die Solistin des Violinkonzerts von Max Bruch, Franziska Rühle, kommt aus den eigenen Reihen, und die Ausdruckskraft ihres Vortrags eroberte im Nu die Zuhörerherzen. Im Lauf aller drei Sätze kamen der zart-lyrische Geigenklang und solide Technik sowie subtile Emotionalität und jugendliche Frische zum Vorschein.

Sicherlich war es keine einfache Aufgabe für die Dirigentin Jutta Hay, dieses romantische Werk in ihre gewünschte Form zu gießen. Zwar verfügt die Mehrheit der Instrumentalisten über große Erfahrung in sinfonischer Musik (das bewiesen sie nicht nur während aller vorangegangenen Musiksommer), doch ein Gleichgewicht zwischen Solostimme und Begleitung finden sogar Berufsmusiker nicht immer. Und hier setzte Hay auf die Flexibilität ihrer Mannschaft sowie auf die Musikalität der frisch gebackenen Abiturientin Rühle. Mit Erfolg, da die hoch motivierte Mannschaft jedem Wink der Dirigentin folgte und eine beachtliche, mit euphorischem Applaus belohnte Interpretation zustande brachte.

Orchester glänzt mit Zurückhaltung
In dem „Tanz in der Halle des Bergkönigs“ von Edvard Grieg glänzte das Orchester mit spannungsvollem Elan und imposant gelungener Tempobeschleunigung, im „Valse lyric“ von Jean Sibelius dominierten eine anmutige Zurückhaltung und differenzierte Dynamik.

Den spanischen Prozessions-Marsch „Madre, tu dulce nombre“ von Antonio David Gómez arrangierte der Altensteiger Fagott-Pädagoge Wolfgang Mücke für Sinfonieorchester und führte das mächtige Ensemble vom Dirigentenpult aus zum nächsten Erfolg. Die Schlagzeuggruppe verlieh dem Glanz der Blechbläser feierliche Erhabenheit, die Streichersprache drückte innige Frömmigkeit aus.

Nördliche Tristesse bestimmt den Ton
In anfangs düsteren Klangfarben erschienen vier „Schwedische Tänze“ von Max Bruch unter der Leitung von Miriam Klüglich. Die junge Dirigentin (auch Geigerin) agierte ruhig und besonnen, so dass nördliche Tristesse das Klima der Musik bestimmte und an farbige Polarlichter denken ließ.

Für den Schlagzeuger Steffen Kuhn (ebenfalls Altensteiger Musiklehrer) war es sicherlich ein sehr positives Erlebnis, die eigene „Ouvertüre für einen Helden“ bei diesem Sommerkonzert zu hören. Jutta Hay und ihr Orchester gingen viele kompositorische Details der sinfonischen Dichtung mit Sorgfalt an und hoben ihre Dramatik, Farbkontraste und die stetig aufsteigende Spannung, welche sich in einer effektvollen Generalpause entlud, hervor.

Feuriges Medley als Zugabe
Nach der ohrenbetäubenden Ovation ließ sich Hay nicht lange um eine Zugabe bitten. Ein feuriges Medley aus „Piraten der Karibik“ zog einen Schlussstrich unter den gelungenen Auftakt des Musiksommers 2022.

 

(Artikel aus dem Schwarzwälder Boten Maria Kosowska-Németh 14.07.2022 – 17:14 Uhr)

(Bild: Stadt Altensteig)