Stabat Mater 2019
gemeinsam mit dem Chor des Maria-von-Linden Gymnasium Calw
Jeder trägt unverzichtbaren Teil bei
Calw/Altensteig. Die vielschichtigen Klänge der Streicher, Perkussionisten und Bläsern harmonierte mit der Stimmengewalt der Chöre. Das Konzert erweckte Emotionen bei den Besuchern.
Alleine der Blick auf das monumental anmutende Bild von 190 Sängern plus 60 Instrumentalisten konnte einem die Sprache verschlagen. Doch letztendlich sorgten die herrlichen Klangfarben und Harmonien für diesen besonderen Genuss.
Ausgezeichnete Künstler an ihren Instrumenten sowie der beeindruckende Chor gaben dem modernen Stück, ganz im Sinne seines Komponisten, den einzigartigen Charakter. Zudem beeindruckte Dirigentin Steffi Strobel. Ihre Freude übertrug sich auf die Musiker; ihr engagiertes, leidenschaftliches Dirigat bestach. Das außergewöhnliche Werk für Chor, Blas- und Streichorchester, Schlagwerk und Solisten lässt sich mit wenigen Worten kaum beschreiben. Denn viele verschiedene Klänge und musikalischen Welten waren ineinander verwoben.
Der Veranstalter überließ den Zuhörern, manche sicherlich ohne bisherigen Zugang zu Karl Jenkins, ein Skript, um aufzuklären. So sei das Stabat Mater eine Gedichtssequenz über das Mitleiden Marias beim Kreuztod Jesu. Als vertonender Text sei es einer der Meilensteine abendländischer Musik. Kaum ein Bild löse mehr Emotionen aus, als das der Mutter unter dem Kreuz des sterbenden Sohnes. Jenkins hat das lateinische Gebet durch Texte aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachen ergänzt. „And the mother did weep“ vereinigt mit einer Textzeile in hebräischer, aramäischer, lateinischer und griechischer Sprache alle großen Sprachen, die zur Zeit Jesu gesprochen wurden mit dem Englisch unserer Tage. Zudem baute Jenkins weitere Texte aus dem persischen und arabischen Raum ein.
Fast ausschließlich Hobby-Musiker
Auch die Klangsprache bezog afrikanische und orientalische Elemente mit ein. „Incanation“ erschien als orientalischer Trauergesang in typischer nahöstlicher Melodik. Die Chöre wurden untermalt mit afrikanischen Rhythmen. „Letztendlich wird die Musik Jenkins zum Botschafter von Trauer und Trost mit übergreifend globaler Bedeutung“, so die Beschreibung.
Dass diese Komposition, die weltweit zu den beliebtesten zeitgenössischen Chor- und Orchesterwerken gehört, in Calw fast ausschließlich von Menschen dargeboten wurde, die Musik hobbymäßig betreiben, macht alles noch eindrucksvoller. Neben jedem einzelnen Orchester- oder Chormitglied verdienten sich die Solistinnen Esther Komenda, Lea Olchewski, Jana Schmidt, Ilena Becic und Leah Strauß besondere Anerkennung.
Der wesentliche Erfolgsgarant dieser Produktion ist jedoch in der Zusammenarbeit zwischen Altensteig und Calw zu sehen. Die beiden Musiklehrerinnen Jutta Hay (Christophorus Gymnasium Altensteig) und Stefanie Strobel (Maria von Linden-Gymnasium Calw) sowie Wolfgang Mücke (Musikschule Altensteig) hoben am Rande der beiden Auftritte in Calw diesen wertvollen Kooperationsgedanken hervor.
„Dadurch erst sei es möglich, in solchen Dimensionen zu musizieren“. Seit mehr als zehn Jahren treffen das Jugendsinfonierorchester Altensteig (gemeinsames Orchester der Musikschule und des CGA) sowie das Kammerorchester Altensteig auf den Schul- und Projektchor des MvLG. Jeder trägt seinen eigenen, unverzichtbaren Teil zum Gelingen bei.
Die Proben der Calwer Chöre übernahm Stefanie Strobel mit Unterstützung ihres Kollegen Michael Hochsprung. Für das Einstudieren der Solopartien zeichneten sich Christina German sowie Bashi Alshihabi verantwortlich. Jutta Hay, Wolfgang Mücke, Diana Dobers, Danuta Platschko und Renate Harr sorgten für die Darbietung der Altensteiger Instrumentalisten. Im Mai reist der riesige Tross nach Toul (Frankreich). In der dortigen Kathedrale wird „Stabat Mater“ noch einmal aufgeführt.
(Artikel von Roland Stöß 03.02.2019, Schwabo)